ZWEI MEISTER UND IHR HANDWERK
Die Leidenschaft für das Unternehmertum und eine langjährige Freundschaft verbindet zwei Meister in ihrem Beruf: Malermeister Stefan Kostgeld und Bodenlegermeister Peter Artho. Im Interview verraten uns die beiden, wie sie zusammenarbeiten und welches Glück es ist, wenn man seinen Beruf aus Leidenschaft ausübt.
Lieber Stefan, lieber Peter, ihr seid nicht nur beruflich, sondern auch musikalisch auf einer Wellenlänge. Erzählt einmal:
Stefan: Ja genau, wir spielen beide leidenschaftlich gerne Posaune, Peter ziemlich ambitioniert in der Otmarmusik und ich etwas saisonaler in der Guggenmusik. Wir kennen und schätzen uns schon viele Jahre.
Peter: Die Musik ist ein guter Ausgleich zu unserem aktiven Arbeitsalltag und Balsam für die Seele.
Wie und wieso arbeitet ihr gerne zusammen?
Peter: Es ist die Harmonie unserer Zusammenarbeit. Wir verstehen, wie der andere denkt, welche Idee er für das Projekt hat, die Werte die er vertritt. Wir haben beide den gleichen hohen Anspruch an Ästhetik und die Qualität der Arbeitsausführung.
Stefan: Wir haben viele Baustellen zusammen und bieten dem Kunden den Service, dass wir uns selbst organisieren. So nehmen wir dem Kunden viel Stress ab. Wir koordinieren untereinander Termine und die Auslastung auf der Baustelle. Das ist eine Win-Win Situation: unseren Kunden können wir somit eine möglichst effiziente Renovation ermöglichen. Hoher Koordinationsaufwand sowie unnötige Kosten werden dadurch vermieden.
Wieso habt ihr euch für euren Beruf entschieden?
Peter: Bereits in der 5. Klasse wusste ich, dass ich einmal ein Bodenbelagsgeschäft haben möchte, natürlich war ich elterlich vorbelastet, denn bereits mein Vater war in Kaltbrunn selbständiger Bodenleger. So war ich schon früh mit auf die Baustellen gegangen und konnte Erfahrungen sammeln. Besonders gut fand ich damals, dass mir von den Kunden stets Süssgetränke angeboten wurden und ich meist auch ein schönes Trinkgeld bekam.
Stefan: Ich wollte immer etwas Handwerkliches machen, es hätte auch etwas anderes sein können, z.B. Möbelschreiner oder Koch. Auf jeden Fall etwas Kreatives. Da meine Eltern bereits ein Malergeschäft aufgebaut hatten, durfte ich in den Ferien dort arbeiten. Das hat mir immer grossen Spass gemacht. Der Umgang untereinander war locker, alle waren per du und am Abend hatte man eine gesunde Müdigkeit und konnte stolz auf sein Tageswerk sein. Das sehe ich übrigens immer noch als grössten Mehrwert eines Handwerkberufs. Das Resultat ist bleibend, auch nach Jahren. Wenn ich durch St. Gallen gehe, erblicke ich überall historische Fassaden, die wir renovieren und restaurieren durften – Handwerk gibt Zufriedenheit.
Ihr habt beide den Meistertitel in eurem Beruf. Was bedeutet das?
Stefan: Ich wollte möglichst alle Bereiche unserer Branche bis ins Detail erlernen. Es war mir wichtig, das bestmögliche Wissen bis in die Tiefen zu erlangen. Auch gegenüber Mitarbeitern und Kunden gab und gibt mir das Sicherheit.
Peter: Bei einer Berufslehre ist der Meistertitel die höchstmögliche Ausbildung, sozusagen der «Master» im Handwerk. Die Ausbildung zum Meister beinhaltet jedoch nicht nur handwerkliche Prüfungen, sondern es werden auch Kompetenzen in Betriebswirtschaft und Mitarbeiterführung erlangt.
War euch schon immer klar, dass ihr ein Geschäft führen wollt?
Peter: Nach abgeschlossener Lehrzeit verfolgte ich ein klares Ziel: ein eigenes Geschäft zu führen. Es galt zuerst, Berufserfahrung zu sammeln, mich fachlich und parallel dazu auch betriebswirtschaftlich weiterzubilden. Glücklicherweise habe ich auch noch die passende Frau gefunden, mit der ich die Geschäftsidee verwirklichen konnte. Gemeinsam haben wir im Jahr 1994 Artho Bodenideen gegründet.
Stefan: Anders als bei dir, habe ich das Geschäft meiner Eltern übernommen und mit grosser Freude weiterentwickelt und ausgebaut. Ich war mir der grossen Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden und Lernenden stets bewusst. Nach wie vor macht es mir Spass, mein Wissen weiterzugeben und gemeinsam mit meinem Team eine Projektidee, z,.B. ein Farbkonzept oder eine dekorative Technik, zu entwickeln. In diese Freiheiten kann ich nun sogar mehr Zeit investieren, da ich nach 30 Jahren die Geschäftsführung in die Hände der nächsten Generation geben durfte.
Wie beurteilt ihr die Chancen für einen ambitionierten Mitarbeitenden einmal so erfolgreich zu sein wie ihr?
Peter: Ich denke, das Sprichwort «Handwerk hat goldenen Boden» wird in Zukunft aktueller denn je sein. Den nichtakademischen Weg schlagen immer weniger ein, dies stärkt die guten unter den Absolventen der Fachausbildungen. Wer sich zudem in seinem Handwerk weiterbildet und in eine solide betriebswirtschaftliche Ausbildung investiert, wird gefragt sein und ein sehr gutes Auskommen haben.
Stefan: Das Allerwichtigste ist immer: sei mit dem Herzen und mit Leidenschaft dabei, mach das, wofür du brennst, sei mutig und hab Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten.
Was schätzt ihr am anderen besonders?
Stefan: Deine Frau! (lacht). Wir haben so viele Parallelen, wir haben denselben Jahrgang, geniessen gerne feines Essen und guten Wein, wohnen gerne schön und spielen eben auch das schönste Instrument.
Peter: Ja eben, wir spielen in der gleichen Tonlage. Mir gefällt dein Anspruch an die Arbeitsausführung, du sprichst einfach die gleiche (Handwerks-) Sprache und ich weiss, wenn ich dich weiterempfehle, kann ich mich darauf verlassen, dass es gut kommt. Als Unternehmer ist der Austausch mit Weggefährten enorm wertvoll und bereichernd.
Herzlichen Dank an Stefan und Peter für eure wertvolle Zeit und den schönen Austausch.